Wer einmal bei einem Internationalen Ballon-Jugendlager dabei war, kommt immer wieder.
Und so hab auch ich dieses Jahr am 1. August meine Modellballone eingepackt
und bin nach Wiehl im Bergischen Land gefahren, wo die Ballonsportjugend bereits
zum zweiten Mal zu Gast war, um dort ihr berühmt-berüchtigtes
"International Youth Camp" abzuhalten.
Was wir dort Tag für Tag erlebt haben, lässt sich am besten anhand eines
Tagesablaufs schildern, wobei dies kein bestimmter und doch irgendwie jeder Tag
dieser absolut unvergesslichen Woche sein könnte... ;-)
(beruht auf wahrheitsgemässen Übertreibungen... oder so... *g*)
4:45 Uhr, stockfinstere Nacht. "Aufstehen!!!" hallt Lagerleiterin Kathrin's lieblicher Weckruf über den Platz. Wir wollen Ballonfahren gehen und da muss man halt früh raus. Fünf Minuten später ist der Waschraum im nahen Sportheim überfüllt, zehn Minuten später die Frühstückstheke am Küchenzelt. Die meisten beschränken sich auf einen schnellen Kaffee. Kathrin verliest die Einteilung der Ballone und Verfolger, und schon kann’s losgehen.
5:20 Uhr, immer noch stockdunkel. Wir treffen uns im Wiehlpark, unserem Startplatz. Die Ballone werden ausgepackt. Einige von uns entdecken auf einer Parkbank einen pennenden Schluckspecht. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser allerdings doch als ein Lager-teilnehmer, der wohl gehofft hatte, hier noch etwas Schlaf nachholen zu können. Immerhin, eine spontane Sammelaktion unter den mitleidig Umherstehenden erbringt stolze sieben Cent.
6:10 Uhr, es wird allmählich heller. Vorbei ist’s mit dem Schlaf. Die
Ventilatoren werden angeworfen. Binnen zehn Minuten bauen unsere beiden Chefpiloten
Dirk und Tomas die beiden Jugendballone D-OBSJ und D-OFAJ auf.
Jetzt heisst es:
Einsteigen! Um halb sieben heben die Ballone sanft von der Wiese ab. Die Verfolger
machen sich auf zu den Autos.
7:20 Uhr, irgendwo zwischen Wiehl und Nirgendwo. Zwischenstopp seitens der
Verfolger. In unserem Ford Galaxy tobt die Party schlechthin. Erste Reihe: Wild
am Kopfnicken. Zweite Reihe: Hier wird abgezappelt! Nur die dritte Reihe zeigt
sich davon gänzlich unbeeindruckt: Jerome und MiBi schlafen friedlich, und
das trotz Miss Aguilera’s Gejaule aus dem Radio.
In den anderen Autos ist die Stimmung ähnlich. Im blauen Mercedes Sprinter
hat Frank im Radio einen Schlager - Sender entdeckt, und der weisse
Mercedes Sprinter wackelt mal wieder, was das Zeug hält - seit die Insassen entdeckt haben, wie gut man damit wippen kann, scheint das das Schicksal dieses Autos zu sein.
7:55 Uhr, irgendwo im Bergischen Land. Wir haben die Ballone wieder gefunden,
stehend sind sie auf einer Wiese gelandet. Zügig wird alles wieder verpackt.
Dass dabei die ein oder andere Person aus Versehen in einem Hüllensack
verschwindet, kann durchaus vorkommen. Bisher ist noch jeder wieder aufgetaucht.
"Aufsitzen!" Die Ballone sind wieder verstaut. Wir machen uns auf den
Rückweg nach Wiehl.
9:30 Uhr, zurück am Lagerplatz. Es gibt Frühstück, diesmal
richtig. Sogar Jerome und MiBi sind wieder wach.
10:00 Uhr. Eine Mittagsruhe bis um zwölf wird ausgerufen. Wer nicht
schlafen will, kann sich bei den Kreativaufgaben verausgaben, die da zur Wahl
stehen - Tassen bemalen, für jeden Lager-tag einen DinA2-Karton als Tagebuch
gestalten oder sich auf einer grossen Tapete verewigen.
10:45 Uhr. Ruth ist nass. Ich weiss nicht, wie diese Frau das anstellt, aber
wenn irgendwo eine Wasserschlacht entbrennt, ist sie garantiert diejenige, die’s
abkriegt. Diesmal hat sie sich mit Maze Höhl angelegt. Zu ihrem Pech hatte der
grade den Wasserschlauch in der Hand... und weil sie grade da war, hat's Ruth's
Cousine Theresa auch noch erwischt.
11:00 Uhr. Tomas, Maze und ich denken über einen Wet-T-Shirt-Contest als
festen Bestandteil eines jeden Jugendlagers nach. Zumindest sollte es Pflichtprogramm
für alle B.P.I.C.-Nominierungen werden. Das können wir so festlegen, denn
wir sind die Jury.
12:45 Uhr, sengende Sonne. Ein paar der Kids spielen in der grössten
Mittagshitze Fussball. Wir warten auf den meistgesagten Satz des Lagers. Und richtig,
kaum hat Kathrin die kickenden Jungs entdeckt, hallt es auch schon zur Belustigung
aller über den Platz: "Jerooooome, Mütze auf!!!"
13:15 Uhr. Ein kleiner gelber Smart kommt angefahren. Jo Willi Wagner von den
Bergischen Ballonfahrern erkundigt sich, ob es uns auch an nichts fehlt. Jetzt mal
ehrlich: Die Unterstützung vom örtlichen Verein hier ist gigantisch, so
etwas haben wir noch nicht erlebt. Es würde uns nicht wundern, wenn Jo Willi
sich auch noch um dieses erstklassige Wetter gekümmert hat.
14:00 Uhr, immer noch verdammt heiss. Wir warten auf die Abfahrt ins Freibad,
beladen die Autos mit Wasserflaschen aus unserem coolen Kühlanhänger. Manche
sollen schon darüber nachgedacht haben, in dem Ding zu übernachten.
Nachdem auch die letzten mit Handtuch und Badesachen in den Autos sitzen, kann’s
losgehen.
14:30 Uhr, im kühlen Nass. Hier wird jeder gnadenlos ins Wasser geworfen oder getunkt, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Man kann allerdings tendenziell feststellen, dass einige Personen besonders leiden müssen. Vor allem kleine Kinder (je nerviger, desto schlimmer) und Mädels (je hübscher, desto schlimmer). Und Tomas, unser Chefpilot.
15:00 Uhr, Liegewiese. Benni begeht den fatalen Fehler, Tomas bei der
Lektüre seines Buches "Harry Potter und der Feuerkelch" zu stören.
Dafür muss er jetzt mitsamt Klamotten unter die eiskalte Dusche. Widerstand
zwecklos.
15:10 Uhr, Liegewiese. Theresa begeht den nächsten fatalen Fehler - welcher
das war, hab ich grad vergessen, aber ist ja auch egal. Sie wird mit Wasser
übergossen und dann durch das BeachVolley-Feld gezogen. Mit Sand paniert macht
sie sich auf den Weg zur nächsten Dusche. Unterwegs begegnet sie Tomas und
Benni, die sie fragen, ob sie kalt duschen möchte. Manchmal hat man einfach Pech.
16:45 Uhr, wieder am Lagerplatz. Volker von den Bergischen Ballonfahrern hat vier selbst-gebackene Torten vorbeigebracht, die jetzt an die Jugendlichen verfüttert werden. Wer nicht da ist, hat Pech gehabt. Sagte doch der Lager-teilnehmer, der eben mal für fünf Minuten auf der Toilette war: "Wie, hier gab’s Kuchen?"
17:05 Uhr. Ruth ist nass. Ich hab leider nicht mitbekommen, wer’s war (Jan?),
aber ist ja auch egal, das Ergebnis ist wichtig. Lachend verschwindet sie zum zweiten
Mal an diesem Tag in ihrem Zelt, um sich neu einzukleiden.
17:30 Uhr. "BRIIIIEEFIIIING!!!" flötet Kathrin zärtlich über
den Lagerplatz. Das "schon wieder Ballonfahren" einiger Lagerteilnehmer wird
geflissentlich überhört. Kathrin nimmt die Einteilung der Ballonfahrer
und Erdferkel vor.
René soll heute Abend, wie üblich, den OBSJ verfolgen.
Aber das wird er noch bereuen.
18:30 Uhr, im altbekannten Wiehlpark. Die Ballone werden ausgepackt. Erst mal
ganz gemütlich, denn es ist noch ziemlich windig.
Heute hat sich Unterstützung von den örtlichen Vereinen angesagt: Marcus
Strauf, Thorsten Lepperhoff und Markus Pieper sind samt ihren Luftgefährten
gekommen, um mit den Lagerteilnehmern Ballon zu fahren.
19:05 Uhr. MiBi hat gerade entdeckt, wie vorteilhaft sich so ein Ventilator
auf seine Figur auswirkt. Ob sich dadurch seine Chancen bei den weiblichen
Lagerteilnehmern wesentlich ver-bessert haben... man weiss es nicht.
19:10 Uhr. Dirk hat beschlossen, den Venti doch besser zum Aufblasen des
OFAJ zu verwenden. MiBi’s Figur schrumpft sofort wieder auf die eines
durchschnittlichen Normalschwaben.
19:20 Uhr. Wir heben ab. Ich habe das Glück, heute Abend in einem der
Körbe zu stehen. Der Wiehlpark bleibt klein unter uns zurück. Was für
ein Schauspiel... welche Idylle.
"Na ihr Armen, da müsst ihr jetzt hier
also jeden Tag Ballonfahren." meint Thorsten, unser Pilot, nicht ohne einen Anflug
von Mitleid. Ob er das verstohlene Gähnen eines unserer Mitfahrer doch mitbekommen hat?
20:00 Uhr, high in the sky. Ich weiss gar nicht, was unser Pilot hat. Also mir
gefällt's hier oben. Vor allem die Stille ist einmalig. Selbst die schlimmsten
Lagerquasselstrippen sind plötzlich verstummt - das hat einfach was.
20:20 Uhr. René's Stimme im Funk (lässig wie immer): "Äh, wo issen
der Jugendballon grade, hat den jemand gesehen?"
20:30 Uhr, auf Baumwipfelhöhe. Thorsten peilt unseren Landeplatz an. Zwischen zwei Brenner-stössen hören wir René im Funk. Er sucht noch immer "seinen" Ballon, von dem wir nur wissen, dass er irgendwo hinter dem nächsten Waldstück verschwunden ist.
20:50 Uhr. Wir haben unseren Ballon verpackt, sogar unser Verfolger ist schon
da. Nur René’s inzwischen leicht panische Stimme tönt noch aus dem Funkgerät:
"Was soll das heissen ihr wisst nicht wo ihr gelandet seid?!?"
21:45 Uhr, an der Ballonhalle. Wir sind grade fertig mit Gastanken, da trifft René
ein. Nach einigem Suchen hat er den OBSJ und seine Crew doch noch gefunden. Na also...
22:00 Uhr, wieder am Lagerplatz. Unser Küchenteam Irmi und Norbert hat
uns ein phänomenales Abendessen gezaubert: Bratkartoffeln mit Nudelsalat. Die
riesige Pfanne voll Brat-kartoffeln ist schneller leer, als man gucken kann.
Einige Teilnehmer beschliessen daraufhin:
1. Das Küchenteam nehmen wir nächstes Jahr wieder mit und
2. Dann gibt es jeden Abend Bratkartoffeln!
22:30 Uhr. Eigentlich müssten die Kids jetzt müde sein - mir geht
es zumindest so. Nix da, die wollen noch Modellballon fahren. Also raus den Ballon
und auf in den nächtlichen Himmel!
23:15 Uhr. Der Modellballon ist wieder verpackt, die Kids sind happy. Der gemütliche Teil des Abends kann beginnen. Timo, unser Finne, zeigt uns Papierbilder von seiner Hochzeit im Ballonkorb. Das ist eine Seltenheit! Die Papierbilder, meine ich. Am Nebentisch sitzen Jarno und Erik-Jan aus Holland und fönen sich mit dem Notebook Bilder vom Ballontreffen aus Metz rein. Das ist Lagerromantik pur! ;-)
23:30 Uhr. Christina Castelli singt. Die junge Dame aus Italien kann nicht nur das, sondern auch noch Gitarre spielen und erstklassig zeichnen. Basti Geier ist davon so überwältigt, dass er ihr wenige Minuten später einen Heiratsantrag macht. Sie lacht. Weitere Bekundungen ihrerseits entziehen sich unserem Wissensstand.
23:55 Uhr. Ruth ist nass. Diesmal war’s Ricardo, unser Italiener. Er behauptet,
Ruth habe angefangen. Egal, das Ergebnis zählt. Ob sie wohl noch trockene
Klamotten hat? ;-)
00:30 Uhr. Ich falle todmüde auf meine Luftmatratze. Bevor sie ins Bett
gegangen ist, hat Kathrin noch gesagt, wir wollen morgen früh Ballonfahren. Von
"wir" kann nicht die Rede sein. Zumindest im Moment nicht. Aber morgen früh
werde ich doch wieder in freudiger Erwartung aus meinem Schlafsack springen, wenn
ich ihren lieblichen Weckruf höre...
Natürlich haben wir noch so einiges mehr angestellt die Woche über, ein
Besuch der Wiehler Tropfsteinhöhle stand ebenso auf dem Programm wie
Volleyballspielen und Modellballonfahren im Wiehlpark oder das Aufräumen und Putzen des Jugendanhängers.
Am letzten Abend wurde dann schliesslich Kathrin Irion, die Organisatorin des Lagers,
aus ihrem Amt verabschiedet, denn dies soll ihr letztes Jugendlager gewesen sein, so
ihr eigener Wunsch - wenn's am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören.
Hoffen wir, dass sich fähige Nachfolger für das nächste Jahr finden.
Zum Schluss möchten wir allen Helfern und Sponsoren dieses Lagers ganz herzlich
danken! Dank ihnen konnten wir alle diese wunderbare Woche erleben, an die wir heute
noch immer wieder gerne zurückdenken.
Vielen herzlichen Dank Euch allen!